Sonderwirtschaftszone (SEZ) in Indien: Eine Tochtergesellschaft gründen – lohnt sich das?



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Eine Sonderwirtschaftszone in Indien bietet enorme steuerliche Vorteile – doch lohnt sich die Gründung dort für Ihr Unternehmen wirklich? In diesem Artikel erfahren Sie, was dafür und dagegen spricht.

Was ist eine Sonderwirtschaftszone in Indien – und für wen lohnt sie sich?
Eine Sonderwirtschaftszone (SEZ) ist ein speziell ausgewiesenes Industriegebiet, in dem Unternehmen von besonders günstigen Steuerregelungen profitieren. In Indien gibt es derzeit über 300 dieser Zonen in verschiedenen Bundesstaaten. Sie wurden ins Leben gerufen, um Investitionen anzuziehen, den Export zu fördern und die wirtschaftliche Entwicklung bestimmter Regionen voranzutreiben.
SEZs eignen sich besonders für ausländische Unternehmen, die in Indien produzieren und ihre Produkte anschließend exportieren möchten. Unternehmen, die hingegen für den indischen Markt produzieren, haben derzeit keinen Anspruch auf eine Ansiedlung in einer SEZ. Die indische Regierung plant jedoch, bestehende Sonderwirtschaftszonen schrittweise in sogenannte „Development of Enterprise and Service Hubs“ (DESH) umzuwandeln. In diesen Hubs sollen künftig auch Unternehmen aktiv werden können, die für den indischen Markt produzieren – bei gleichbleibenden steuerlichen Vorteilen.
In Indien existieren unterschiedliche Arten von Sonderwirtschaftszonen – etwa Free Trade Zones (FTZ), Export Processing Zones (EPZ), Industrial Estates (IE) oder Urban Enterprise Zones. Sie unterscheiden sich in Struktur und Ausrichtung, verfolgen jedoch alle dasselbe Ziel: Investitionen zu fördern und Unternehmen steuerliche Vorteile zu bieten.
Ein Beispiel dafür ist die Export Processing Zone (EPZ), die sich besonders für Unternehmen eignet, die in Indien produzieren und ihre Produkte anschließend exportieren möchten. Grundsätzlich stehen SEZs sowohl indischen als auch ausländischen Unternehmen offen.
Die wichtigsten steuerlichen Vorteile einer SEZ
Unternehmen, die sich in einer indischen Sonderwirtschaftszone ansiedeln, profitieren von zahlreichen steuerlichen Erleichterungen. Die wichtigsten Vorteile betreffen die Körperschaftssteuer, die Umsatzsteuer (GST) sowie Importzölle – und können Ihre Betriebskosten erheblich senken.
Keine Körperschaftssteuer in den ersten fünf Jahren
Unternehmen, die sich in einer SEZ ansiedeln, zahlen in den ersten fünf Jahren keine Körperschaftssteuer auf ihre Einkünfte. In den darauffolgenden fünf Jahren fällt nur die Hälfte der regulären Steuerlast an.
Befreiung von der Umsatzsteuer (GST)
SEZ-Unternehmen sind von der Zahlung der Goods und Services Tax (GST), der wichtigsten Waren- und Dienstleistungssteuer Indiens, auf importierte Waren und Dienstleistungen befreit. Das senkt die laufenden Betriebskosten erheblich.
Keine Grundzollgebühren auf Importe
Waren und Dienstleistungen, die für den Betrieb, die Entwicklung oder Instandhaltung eines Unternehmens in einer SEZ importiert werden, sind von der sogenannten „Basic Custom Duty“ befreit – einem Importzoll, der in Indien durchschnittlich bei 30 % liegt.
Weitere staatliche Förderprogramme
Unternehmen in SEZs profitieren außerdem von verschiedenen Programmen der indischen Regierung zur Handelsförderung – darunter das Merchandise Export from India Scheme (MEIS) für physische Waren (über 4.000 Artikel) sowie das Service Export from India Scheme (SEIS) für Dienstleistungen. Beide Programme bieten Zuschüsse oder Steuervorteile auf Exporterlöse. Im Haushalt 2023/2024 hat die Regierung zudem angekündigt, dass diese direkten Fördermaßnahmen fortgeführt werden.
Steuervorteile im Vergleich: SEZ, EOA und DTA
Indien bietet Unternehmen verschiedene Standortmodelle mit unterschiedlichen steuerlichen Regelungen – darunter Sonderwirtschaftszonen (SEZ), Export Oriented Areas (EOA) und Domestic Tariff Areas (DTA). Die folgende Übersicht zeigt, welche Steuervorteile und Fördermaßnahmen Unternehmen in den jeweiligen Zonen erwarten können.
Transaktion | SEZ | Export Oriented Area (EOA) | Domestic Tariff Area (DTA) |
Grundzoll auf importierte Waren | Befreit | Befreit | Nicht befreit |
GST auf den Import von Waren | Befreit | Befreit | Nicht befreit |
Import von Dienstleistungen | Befreit | Befreit (Steuerrückerstattung möglich) | Nicht befreit |
Lokale Beschaffung von Waren | Befreit (0 %-Satz) | Befreit (Steuerrückerstattung möglich) | Nicht befreit |
Lokale Beschaffung von Dienstleistungen | Befreit (0 %-Satz) | Befreit (Steuerrückerstattung möglich) | Nicht befreit |
Körperschaftssteuerbefreiung nach § 10AA | 100 % Befreiung in den ersten 5 Jahren, 50 % in den folgenden 5 Jahren, 50 % weitere 5 Jahre bei Reinvestition der Gewinne | Nicht vorgesehen | Nicht vorgesehen |
Zuschüsse zur Handelsförderung (SEIS und MEIS) | Wert der Exportgutscheine liegt zwischen 3 % und 7 % des Nettoexportwerts | Nicht verfügbar | Nicht verfügbar |
Sonstige Handelsförderprogramme | Ja | Ja | Ja |
Eine Ansiedlung in einer SEZ bietet aktuell die umfassendsten Steuererleichterungen – insbesondere für exportorientierte Unternehmen.
So gründen Sie ein Unternehmen in einer Sonderwirtschaftszone in Indien
Die Gründung eines Unternehmens in einer indischen Sonderwirtschaftszone (SEZ) nimmt in der Regel etwa zwei Monate in Anspruch. Dabei sind mehrere formale Schritte zu durchlaufen:
- Geeignete SEZ auswählen: Wählen Sie eine Sonderwirtschaftszone aus, die zu Ihrer Branche und Exportstrategie passt.
- Absichtserklärung abgeben: Erstellen Sie gemeinsam mit dem Betreiber der SEZ eine Absichtserklärung zur geplanten Ansiedlung.
- Anmeldung mit Formular F: Registrieren Sie sich online und reichen Sie das erforderliche Formular F ein.
- Projektbericht einreichen: Erstellen Sie einen Projektbericht, der unter anderem die erwarteten Inputs und Outputs für die nächsten fünf Jahre enthält, und reichen Sie diesen fristgerecht ein.
- Gebühren bezahlen: Entrichten Sie die einmalige Registrierungsgebühr sowie die jährlichen Wartungsgebühren online.
- Zulassungsschreiben bestätigen: Akzeptieren Sie das Zulassungsschreiben online und bestätigen Sie die Mitteilung.
- Rechtliche Verpflichtung abgeben: Reichen Sie die Bürgschaft mit rechtlicher Verpflichtung über Formular H ein.
- Stammdaten aktualisieren: Hinterlegen Sie Ihre GSTIN (Umsatzsteuer-ID) sowie die Benutzer-IDs für den laufenden Betrieb in der Online-Stammdatenbank.
Fazit: SEZ ja oder nein?
Sonderwirtschaftszonen bieten attraktive steuerliche Anreize und Förderprogramme – insbesondere für exportorientierte Unternehmen. Gleichzeitig ist die Gründung mit gewissen Formalitäten verbunden, und nicht jede Branche oder Geschäftsstrategie profitiert gleichermaßen.
Ob eine SEZ für Ihr Unternehmen die richtige Wahl ist, hängt von Ihren langfristigen Zielen, Ihrer Marktstrategie und Ihrer operativen Struktur ab.
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